Gemeinderat von Domat/Ems GR zeichnet ein Vorprojekt der HMQ AG für die Neugestaltung der Ortsdurchfahrt als Siegerprojekt aus.
Der Gemeinderat von Domat/Ems GR hat ein Vorprojekt des Projektteams HMQ AG für die Neugestaltung der Ortsdurchfahrt als Siegerprojekt ausgezeichnet. Der Gemeindevorstand wird dem Gemeinderat ab Herbst 2013 einen Objektkredit zu Handen der Urnenabstimmung unterbreiten. Für die Neugestaltung der Ortsdurchfahrt Domat/Ems wird mit Kosten von rund 1,1 Millionen Franken gerechnet.
Die Ortsdurchfahrt von Domat/Ems GR ist geprägt vom Verkehr. Seit Jahrzehnten zwängen sich immer mehr Fussgänger, Radfahrer, Autos und Motorräder sowie Lastwagen mitten durch den Dorfkern.
7'200 Personen wohnen in Domat/Ems und arbeiten unter anderem in der Ems Chemie und in einem Gewerbegebiet am Ortsrand. Weil Dorfkern, Industrie und Gewerbe nur über die Kantonsstrasse von Chur respektive Reichenau erreicht werden können, verursachen die Arbeitspendler einen beträchtlichen Teil des Verkehrs:
Arbeitswege, Einkaufs- und Freizeitaktivitäten zusammengerechnet, erzeugt Domat/Ems gemäss dem «Verkehrskonzept Domat/Ems 2010» täglich «hausgemachte» 18ʼ000 Autofahrten. Dazu kommt der reine Durchgangsverkehr mit täglich 800 Autofahrten mitten durch den Dorfkern.
Die Ortsdurchfahrt ist ein Nadelöhr mit wechselnder und teilweise ungenügender Fahrbahnbreite. Die Häuser stehen direkt an der Strasse, es fehlen Trottoirs und die Fussgänger müssen sich längs und quer zur Ortsdurchfahrt ihren Weg suchen. Unübersichtliche Einmündungen von engen Querstrassen meist ohne Trottoir machen die Sache nicht besser.
Auf der Basis einer so genannten «Zukunftskonferenz» mit über 50 Teilnehmern aus der Bevölkerung und Entscheidungsträger von Domat/Ems im Dezember 2009 wurde die heutige Situation analysiert. Kritisiert wurde an der Ortsdurchfahrt:
Als zentrale Bestandteile einer zukünftigen Verkehrslösung definierte die «Zukunftskonferenz» unter anderem:
Auf diesen Zielen aufbauend erarbeiteten Fachleute das kommunale «Verkehrskonzept Domat/Ems 2010» (siehe PDF-Dokument am Schluss des Artikels), das im Juni 2010 vom Gemeindevorstand verabschiedet wurde.
Im Sommer 2012 vergab der Germeindevorstand von Domat/Ems einen Studienauftrag an drei Planungsbüros, um Grundlagen für die Ortsdurchfahrt Domat/Ems zu erarbeiten. Im Februar 2013 wurden diese drei Vorprojekte der Bevölkerung von Domat/Ems erstmals präsentiert. Danach wurden die Vorprojekte von einer kritischen Jury begutachtet.
Der Gemeindevorstand folgte der einstimmigen Empfehlung der Jury und entschied sich am 31. Mai 2013 für das Vorprojekt des Projektteams der HMQ AG: «Das Siegerprojekt des Projektteams der HMQ AG verspricht einen neuen Umgang mit dem motorisierten Individualverkehr und eröffnet neue Raumqualitäten für die Anwohner und Fussgänger.»
Beim Projektvorschlag lasse sich die städtebauliche Interpretation und die Gestaltungsidee gut nachvollziehen, erklärt der Leiter des Bauamtes Domat/Ems, Ernst Schild. Der Projektvorschlag des Projektteams der HMQ AG «beruht auf einem klaren und reduzierten Konzept, das sich mit den bestehenden Weiten und vor allem Engen des alten Dorfkerns auseinandersetzt».
Zum Projektteam der HMQ AG gehören:
Die Ortsdurchfahrt soll gemäss dem «Verkehrskonzept Domat/Ems 2010» eine verkehrsorientierte Strasse bleiben, die grosse Teile des ortsbezogenen Verkehrs und den Durchgangsverkehr aufnimmt.
Das Projektteam der HMQ AG belässt die Fahrbahn deshalb in ihrer heutigen Breite. Motorisierter und Langsamverkehr werden mit gestalterischen Massnahmen vermehrt füreinander sensibilisiert. Ziel ist es, die gegenseitige Rücksichtnahme zu fördern.
Konkret wird der 4 bis 4,5 Meter breite Fahrstreifen für den motorisierten Verkehr mit einem gefärbten Asphalt ausgeführt und mit Wassersteinen (Pflastersteinen) begrenzt. Damit werden die Autofahrer in die Mitte des Strassenraumes geführt, die Fahrgeschwindigkeit sinkt und die Aufmerksamkeit der Autofahrer erhöht sich.
Die Fussgänger bewegen sich längs der Strasse auf einem mit ungefärbtem Asphalt ausgeführten Fussgänger-Randbereich, der im Gegensatz zu einem Trottoir nicht erhöht ist.
«Durch die Nivellierung wird für den Langsamverkehr und den motorisierten Verkehr mehr gemeinsam nutzbarer Raum geschaffen», erklärt Planerin Claudia Heidemann, welche für die HMQ AG Ingenieure, Planer und Berater in Thusis das Projektteam leitete.
Die Ortsdurchfahrt Domat/Ems wird zudem von vier platzähnlichen Räumen unterbrochen. Diese «Plätze» zeichnen sich wie der Fussgänger-Randbereich durch ungefärbten Asphalt aus und vermitteln ein Gefühl von Grosszügigkeit. Durch den Wechsel zwischen engerem Fussgänger-Randbereich und grosszügigen «Plätzen» wird die Aufmerksamkeit aller Verkehrsteilnehmer gefördert.
Die neue Ortsdurchfahrt Domat/Ems führt nicht nur zu höherer Sicherheit vor allem für Fussgänger und Velofahrer, sie verbessert massiv die Lebens- und Wohnqualität. Mit der Beruhigung des motorisierten Verkehrs im Ortszentrum werden zudem Verkehrslärm und Luftbelastung reduziert, was den Bewohnern von Domat/Ems und der Umwelt zugute kommt.
Inzwischen fand auch eine positive Vorprüfung durch das Tiefbauamt des Kantons Graubünden und die Verkehrstechnik der Kantonspolizei Graubünden statt. Der Gemeindevorstand wird dem Gemeinderat ab Herbst 2013 einen Objektkredit für die Ortsdurchfahrt Domat/Ems zu Handen der Urnenabstimmung unterbreiten.
Fotos: Die Visualisierungen zeigen die Via Nova Hauptstrasse in Domat/Ems bei Tag und Nacht. Der Fahrstreifen für den motorisierten Verkehr (Mitte) wird mit einem gefärbten Asphalt ausgeführt. Die Fussgänger bewegen sich auf einem mit ungefärbtem Asphalt ausgeführten Fussgänger-Randbereich, der im Gegensatz zu einem Trottoir nicht erhöht ist.